Dr. Otto Steinfatt

* 1908, + 1947
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Lebenslauf

Dr. Otto Steinfatt

Am 09.02.1908 wurde ich als erstes Kind des Stellmachermeisters Paul Steinfatt und seiner Ehefrau Maria, geb. Schmedemann in Jamel/Meckl. geboren.
Gleich nach meiner Geburt übersiedelte meine Mutter mit mir nach Wittenförden bei Schwerin, dem Heimatort aller männlichen Vorfahren meines Vaters, wo ich meine ganze Kindheit und den größten Teil meiner Jugend verbrachte. Das Leben auf dem Lande kam meiner angeborenen Freude und Liebe für die Natur sehr entgegen und gab ihm täglich neue Nahrung und Anregung. Eine Führung zum Kennenlernen all der geheimnisvollen, wunderbaren Naturgeschehnisse, die mich ringsum umgaben, hatte ich leider nicht, so daß ich von Anfang an gezwungen war, mir selber einen Weg in die Anfangsgründe der Natur-wissenschaft zu suchen. Dieses Bemühen war sehr schwierig, hatte aber den bedeutenden Gewinn, daß ich sehr früh selbständig denken und handeln lernte, was für die Entwicklung mei-nes ferneren Lebens von größter Bedeutung werden sollte.

Dr. Otto Steinfatt

Bis zu meinem 13. Lebensjahr war ich auf der dörflichen Volksschule in Wittenförden und kam dann auf die Mittelschule nach Schwerin, wo ich Ostern 1925 das Zeugnis der Mittleren Reife erhielt.
Inzwischen hatte sich meine Neigung für die Biologie so sehr vertieft, dass es für mich feststand, Naturwissenschaften zu studieren. Da meine Eltern durch die Nachkriegszeit alle ihre  Ersparnisse verloren hatten, war es mir klar, daß dieser Weg sehr schwer werden würde.

Ostern 1925 kam ich zur Oberrealschule nach Wismar. Meinen Lebensunterhalt musste ich mir nun selber verdienen. Ich schaffte es vor allem durch Privatstunden geben. Ostern 1928 erhielt ich in Wismar das Zeugnis der Reife und begann nun in Freiburg/Br. Mit dem Studium der Naturwissenschaften, vor allem der Biologie. Durch äußerste Sparsamkeit und ein sehr einfaches Leben hatte ich mir in Wismar soviel Geld erspart, daß ich mit einiger Mühe die ersten 4 Semester damit durchhalten konnte. Freilich war der Hunger oft mein Gast, und die anderen äußeren Lebensbedürfnis-se mussten auf das Notwendigste beschränkt werden. Doch über-stand ich alles ohne gesundheitliche und seelische Schädigungen. Die Liebe zum Lernen war ein unerschöpflicher Quell der Kraft.
Dr. Otto Steinfatt

Ostern 1930 machte ich in Freiburg mein akademisches Turn- und Sportlehrerexa-men. Da ich bei den regelmäßigen Semestralprüfungen gute Ergebnisse erzielen konnte, erhielt ich ab Ostern 1930 ein Stipendium, so daß damit die größten Sorgen um den Lebensunterhalt und vieler Belastungen anderer Art ein Ende hatten. Mein weiteres Studium machte ich auf den Universitäten Inns-bruck, München Wien und Berlin durch. Ostern 1932 promovierte ich in Wien zum Dr. phil. und war dann eine Zeitlang am zoologischen daselbst als Volontär tätig, entschloss dann jedoch, noch das Staats-examen für das Höhere Lehramt zu machen und schloß im Frühjahr 1935 in Berlin mit dieser Staatsprüfung ab. Meine Hauptfächer waren Zoologie, Botanik und Geographie, meine Nebenfächer Geologie, Mineralogie, Paläontologie, Meteorologie, Chemie und Physik, als philosophische Fächer Philosophie und Psychologie.

Dr. Otto Steinfatt

Seit 1930 machte ich jährlich in Verbin-dung mit besonderen wissenschaftlichen Arbeiten längere Auslandsreisen, die neben den langen Semesterferien auch einen Teil der eigentlichen Semesterzeit umfasste. Die Mittel zu solchen Studienrei-sen waren äußerst gering. Ich hatte sie mir von meinem Semestergeld erspart und erhielt nach der Veröffentlichung mei-ner ersten arbeiten noch einen kleinen Zuschuss. Monatlich verbrauchte ich auf solchen Reisen im Durchschnitt etwa 100 Mark, Reisegeld und alle Ausgaben ein-geschlossen. Diese geringen Summen sind nur dann verständlich, wenn ich erwähne, dass ich durch ein kleines Reisezelt von der Übernachtung in Hotels unabhängig war, für Lebensmittel nur we-nig Geld ausgeben konnte und vor allem große Reisestrecken mit dem Fahrrad zurücklegte. So fuhr ich z. B. mit dem Fahr-rad von Innsbruck nach Sizilien, von Wien nach Barcelona und von Wien nach Saloniki.

Dr. Otto Steinfatt

Der Zweck dieser Auslandsreisen war vor allem zoologischer und geographischer Art. Im Mittelmeer suchte ich z. B. das Vo-gelzugproblem zu lösen: “Wird das Mittel-meer von den Zugvögeln in breiter Front überflogen oder gibt es gewisse Zugstras-en?” Ein Teil meiner Studienergebnisse ist bereits durch wissenschaftliche Arbeiten veröffentlicht.
Durch meine Auslandsreisen lernte ich fast ganz Europa aus eigener Anschau-ung kennen. So war ich u.a. sechs Mona-te in Spanien, Portugal, span. Marokko und auf den Kanaren, zwei Monate in Frankreich und Tunis (Nordafrika), acht Monate in Italien, Sizilien und Tripolis, Mal-ta und Pantellaria, und jeweils längere Zeit in der Schweiz, der Tschechoslowa-kei, Südslavien, Griechenland, Bulgarien, Rumänien, der europäischen und asia-tischen Türkei, Polen, Ungarn, den balti-schen Ländern, Finnland, Norwegen und Schweden.

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Seit 1929 arbeitete ich eng mit der Vogel-warte Rossitten zusammen, dann auch mit der Vogelwarte Helgoland. Seit 1935 machte ich biologische, vor allem ornitho-logische Forschungen im Reichsnatur-schutzgebiet Rominter Heide, zunächst innerhalb des Rahmens der “Waldstation für Schädlingsbekämpfung”, dann in einer selbständigen, von mir geleiteten vogel-kundlichen Forschungsstätte. Im vergan-genen Kriege war ich zuerst als Nach-richtensoldat, und dann als Meteorologe eingesetzt. Anfang März 1946 kehrte ich aus der englischen Kriegsgefangenschaft zurück.

Dr. Otto Steinfatt

Durch die Kriegsereignisse musste meine Familie im Juli 1944 Rominten verlassen, und seitdem wohnen wir wieder in mei-nem alten Heimatdorf Wittenförden.

soweit der eigenhändig geschriebene Lebenslauf von Dr. Otto Steinfatt.

Am 1. Mai 1947 wurde er von einem russischen Soldaten erschossen, als er sich mit dem Fahrrad auf dem Weg nach Schwerin befand, um Gössel zu kaufen.