Am 03. Februar war das Gemeindehaus gefüllt mir Zuschauern. Etwa 90 Besucher lauschten dem Vortrag von Katrin Hill und fühlten sich in das karibische Land versetzt. Ihren Artikel aus dem Amtsblatt können Sie hier nachlesen:
Kuba, Baby!
Eine Reise mit heißen Schlitten und unechten Polizisten
Es ist ein Land das reizt. Kuba ist, als eines der letzten sozialistischen Länder das sich langsam dem Westen weiter öffnet, ein Reiseziel das viele auf ihre Liste gesetzt haben. Die jüngsten Ereignisse brachten die Destination an den ersten Platz der Liste von Katrin und Roland Hill. Mit ihrer 1-jährigen Tochter Ronja ging es im November für 3 Wochen in das Land inmitten der Karibik – nur 144 km entfernt vom US-amerikanischen Festland. Mit dem Mietwagen und ohne feste Reiseziele machte sich die junge Familie in Richtung Havanna auf. Die Hauptstadt der Insel ist eine atemberaubende Kulisse in der die Zeit stehen geblieben scheint. Einige chinesische Autos und wenige moderne Hotels erinnern daran, dass nun auch ausländische Firmen langsam ihren Fuß in das Land setzen dürfen. Zerbröckelte Häuserfassaden, alte Straßen und massenhaft Autos aus den 50er Jahren verdeutlichen, dass der Sozialismus noch allgegenwertig ist. Die UNESCO und auch Spanien investieren viele Milliarden Euro in das arme Land um die wunderbaren Gebäude erhalten zu können. Und so ist meist die erste Reihe der Häuser hübsch hergerichtet mit bunt bemalten Fassaden, nachgebildetem Stuck und neuen Türen und Fenstern. Schaut man jedoch in die Gassen so sind die Häuser ab der 2. Reihe noch immer dem Verfall ausgesetzt, teilweise mit Pfeilern aus Stahl oder Holz die notdürftig das Haus vor dem Einstürzen bewahren.
Unterkunft fand die Familie bei Privatpersonen, die sich als Casa Particulares offiziell angemeldet haben und 1 Zimmer oder bis zu 5 an Touristen vermieten dürfen. Sie sind komfortabel, sehr preisgünstig und ermöglichen einen besonderen Kontakt zu den Einheimischen. Die kubanischen Familien kennen sich untereinander und so organisieren sie gerne die Unterkunft für die kommenden Nächte. So ist auch in der Hauptsaison eine feste Reiseroute nicht notwendig.
Als Fortbewegungsmittel diente ein chinesischer Mietwagen. Nur in der Stadt Havanna steigt man vorzugsweise in ein Taxi, um die komplizierten Straßenführungen zu umgehen. Eines der Taxis der deutschen Familie, ein 53er grüner Chevrolet, hatte laut Fahrer mit 3 Millionen gefahrenen Kilometern noch immer den ersten Motor. Er war der Vorsitzende im Oldtimer-Club und mehr als stolz auf sein Gefährt.
Die im Norden liegende Stadt Havanna ist zum Teil umgeben vom Meer und entlang des Felsenstrandes zieht sich der berühmte Malecón – eine kilometerlange Flaniermeile an der sich am Abend in der Kühle der Abendsonne die Einheimischen jeder Altersgruppe treffen. Bei Wind und Wetter peitscht das Meer unerbittlich gegen die lange Mauer und verteilt das Meersalz in der Stadt, die gegen den Verfall durch Mutter Natur zu kämpfen versucht. Die Menschen stört der bröckelige Zustand der Häuser um sie herum nur wenig. Sie gehen ausgelassen und fröhlich durchs Leben und so war es nicht verwunderlich, dass eine deutsche Familie mit einem kleinen Baby nur zu gerne auch von Nahem untersucht und angesprochen wurde. Katrin Hill konnte sich, nachdem sie über 1 Jahr in Südamerika verbracht hatte, mit ihren Spanischkenntnissen, sehr gut verständigen und so erfuhren sie vieles über das Land und Leben der Leute. Die Liebe zu Fidel Castro und dem bereits verstorbenen Che Guevara war dabei stets allgegenwärtig. Hausgroße Schilder standen überall im Land, Häuserfassaden wurden bemalt mit Parolen für den Frieden und Sozialismus und fast alle Souvenirs waren der Revolution oder einem Revolutionskämpfer gewidmet. Fragte man die Menschen so waren auch sie von der Revolution überzeugt. Nicht alle freuten sich über die langsame, aber stete Öffnung des Landes und viele hatten Angst vor der Amerikanisierung Kubas. Bereits jetzt strömen die Touristen in das Land, das vor wenigen Jahren kaum Reisebusse kannte. Keiner möchte sich ausmalen wie es aussieht, wenn die Amerikaner einreisen dürfen.
Schon jetzt gibt es listige Geschäftsleute, die Straßenschilder umdrehen oder bemalen um Touristen in die falsche Richtung zu schicken und ihnen für den richtigen Weg Geld abzuknöpfen. Andere verkleiden sich als Polizisten und halten ahnungslose Reisende auf der Autobahn an. Die Mietwagengesellschaften haben daher vorgesorgt und nun dürfen auch echte Polizisten kein Geld mehr entgegennehmen und müssen stattdessen ein Vermerk im Mietwagenvertrag eintragen.
Ein Highlight der Reise war das Tal von Viñales westlich von Havanna, nur einige Stunden von Havanna entfernt. Das grüne Tal ist mit seinen Zuckerhut-ähnlichen, kleinen Bergen ein Anbaugebiet für Tabak und hat noch viele weitere Attraktionen zu bieten. Auf dem Rücken von Pferden konnte man die Region am besten erkunden. Mit Baby ging es stattdessen auf einen kleinen Pferdewagen, der nach einem starken Regen durch eine lehmige Schlammstraße manövriert wurde. Ab 10 Uhr ist die Hitze im Tal in der Sonne kaum auszuhalten und so bewegte man sich von Schattenplatz zu Schattenplatz bei der Besichtigung der Tabakfelder, Höhlen und Kaffeeproduktionsstätten. Kolibris flatterten mit 50 Flügelschlägen pro Sekunde und als Stärkung wurden Mandarinen vom Baum gepflückt. 5 Tage hielt sich Familie Hill in dem Tal auf und hätten wohl die kompletten 3 Wochen dort verleben können, wenn nicht auch andere Ziele gelockt hätten.